- Kontinentalverschiebung
- Kontinentaldrift
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Kon|ti|nen|tal|ver|schie|bung 〈f. 20; Geol.〉 = Epirogenese* * *
Kon|ti|nen|tal|ver|schie|bung, die (Geol.):Verschiebung der Kontinente im Laufe der Erdgeschichte.* * *
Kontinentalverschiebung,Kontinentaldrift, Bezeichnungen für die v. a. von A. Wegener (seit 1912) vertretene, aber auch schon von früheren Autoren (z. B. A. von Humboldt 1787 und v. a. Frank B. Taylor 1910) vermutete, sehr langsame Horizontalbewegung (Epeirophorese) der aus relativ leichtem Material bestehenden Erdkrustenteile, der Kontinentaltafeln, auf dem schwereren, plastisch reagierenden Untergrund; bezogen v. a. auf das Auseinanderdriften des amerikanischen Doppelkontinents und der Alten Welt, das zur Entstehung des Atlantischen Ozeans geführt hat, und auf das Auseinanderstreben von Afrika, Antarktika, Australien und Indien. Wegener ging u. a. aus von der Übereinstimmung der gegenüberliegenden Kontinentalränder Afrikas und Südamerikas (bezogen auf den Kontinentalsockel, den Schelf), von geologischen, paläontologischen, biogeographischen und paläoklimatischen Ähnlichkeiten (z. B. die permokarbonische Vereisung der Südkontinente, Gondwana), für die früher ehemaligen Landbrücken, versunkene Zwischen- oder Brückenkontinente angenommen worden waren. Nach zunächst weitgehender Ablehnung erhielt Wegeners Kontinentalverschiebungstheorie nach dem Zweiten Weltkrieg, ausgehend von paläomagnetischen Messungen im Südatlantik, neuen Auftrieb, wurde allerdings im Rahmen der damals begründeten Plattentektonik stark verändert.Nach den modernen Auffassungen gehen Kontinentalverschiebungen v. a. von den als mittelozeanischen Rücken ausgebildeten Plattengrenzen aus. Die hier aus den Zentralgräben austretenden Magmen (Material des Erdmantels) breiten sich seitwärts aus (Sea-Floor-Spreading), drängen dadurch die mitgeschleppten Kontinente auseinander (bewirken also die Kontinentalverschiebung) und werden schließlich im Bereich der großen Tiefseegräben vor Kontinenten oder Inselbögen wieder in den Untergrund gesogen (Subduktion). Die Driftgeschwindigkeit, die seit 1984 auch direkt messbar ist, beträgt heute im Südatlantik jährlich mindestens 2 cm, im Nordatlantik 1 cm, im Indischen Ozean bis 6 cm, im zentralen Pazifik 5-6 cm, zum Teil 8-10 cm. Diese Annahmen werden durch das Alter der von geringmächtigen Sedimenten bedeckten (vulkanischen) Gesteine bestätigt: Die ältesten ozeanischen Böden (im nordwestlichen Pazifik) entstanden im Jura, vor 180-200 Mio. Jahren. Jährlich werden insgesamt 2,5-3 km3 neue ozeanische Kruste gebildet; über die Hälfte des heutigen Meeresbodens, d. h. rund ein Drittel der Erdoberfläche, entstand erst seit Beginn des Känozoikums, seit 60 Mio. Jahren.Bis zum Jura bestand ein großer einheitlicher Urozean (Panthalassa, ein Vorläufer des heutigen Pazifiks) und ein großer zusammenhängender, einheitlicher Urkontinent (Pangäa). Dieser zerbrach zunächst in zwei Teile, Laurasia (Nordamerika und Eurasien) und Gondwana (Südamerika, Afrika, Antarktika, Australien sowie Indien), die dann in die heutigen Kontinente zerfielen. Durch den driftbedingten Stau entstanden an der Westküste des amerikanischen Doppelkontinents Faltengebirge (Kordilleren), ebenso durch den Aufprall Afrikas auf Europa (Alpen) und Indiens auf Asien (Himalaja). Diese Vorgänge werden durch riesige basaltische Deckenergüsse (Decke, Flutbasalt) bezeugt. Man nimmt an, dass die Bildung der ozeanischen Zentralgräben von Großgräben (Rifts; heute z. B. Ostafrikanisches Grabensystem, Mittelmeer-Mjösen-Zone) ausging, in die infolge der Verbreiterung das Meerwasser eindrang. Dafür sprechen auch die geologischen Verhältnisse im Roten Meer und in der Afarsenke.Außer den Kontinenten gibt es mitten in den Ozeanen Inseln wie Rockall, Sokotra, die Seychellen, Amiranten und Maskarenen, die bei der Kontinentalverschiebung als kleine isolierte Reste kontinentaler Lithosphäre zurückblieben. Andere kleine Kontinentkrustenblöcke wurden wiederum besonders weit verdriftet (Terrane).Der Urkontinent Pangäa selbst entstand erst im Jungpaläozoikum. So wie die alpidische Gebirgsbildung mit seiner Auflösung verbunden war, kann man für ältere Gebirgsbildungen (präkambrische, kaledonische, variskische) ähnliche Ursachen annehmen. Diese zyklische Bildung von Großkontinenten und ihr Zerfall bewirkten auch Veränderungen des Meeresspiegels und steuerten letztlich die Entfaltung der Lebewesen. Während man früher von beständigen »Urozeanen« sprach und die Kontinente für relativ jung hielt, steht heute fest, dass die Kontinente nicht nur bis 4 Mrd. Jahre alte Kerne (Kratone) haben, sondern ihre Masse trotz Verdriftung sowie geringfügiger randlicher Überflutungen (Schelfablagerungen) und Zufuhr von vulkanischem u. a. magmatischem Material seit dem Präkambrium im Wesentlichen unverändert geblieben ist; 80 % ihrer Masse bestanden schon vor 2,5 Mrd. Jahren. Die Ozeane befinden sich dagegen in ständiger Umwandlung.Als treibende Kraft der Kontinentalverschiebungen werden statt der von Wegener herangezogenen Polfluchtkraft, die eine massensymmetrische Lage der Erdachse anstrebt, heute Konvektionsströmungen im Erdmantel angenommen, die auf dem Zerfall radioaktiver Elemente beruhen: Die dadurch entstehende Wärme staut sich unter den Kontinenten, fließt seitlich zu den Ozeanen hin ab und bewirkt hier, vielleicht an Hot Spots ansetzend, den Austritt heißer Laven.A. Wegener: Die Entstehung der Kontinente u. Ozeane (41980);Alfred-Wegener-Symposium, in: Geolog. Rundschau, Bd. 70 (1981); D. H. u. M. P. Tarling: Kontinental-Drift (a. d. Engl., 1985);M. Schwarzbach: Alfred Wegener u. die Drift der Kontinente (21989).Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:Plattentektonik und KontinentaldriftPlattentektonik: Antrieb durch die MantelkonvektionPlattentektonik: Geophysikalische und klimatische AuswirkungenErdgeschichte aus Sicht der Geologie und Planetenkunde* * *
Kon|ti|nen|tal|ver|schie|bung, die (Geol.): Verschiebung der Kontinente im Laufe der Erdgeschichte.
Universal-Lexikon. 2012.